KÜNSTLER-INTERVIEW Christine Erdic vom 26. April 2011

Hallo Christine, ich freue mich, dass Du Dich für ein Interview bereit erklärt hast. Nicht nur die Künstler wollen etwas mehr von Dir wissen, über Deine Arbeit, was Du denkst und fühlst, sondern auch die Kunstinteressierten wollen wissen, wer „hinter den Werken steht“.

Beginnen wir zunächst mit dem von Dir ausgewählten Eingangsbild. Meine erste Frage: Wie ist dieses Bild entstanden ? Stammt es von Dir oder hast Du Vorgaben dafür gemacht ?

 

Die Illustratorin und Autorin Peggy Friebe hat es nach einer Vorlage der Originalfigur NEPOMUCK erstellt.

   

Gab es einen Anlass bzw. Anlässe für Deine Geschichten oder woher nimmst Du den Stoff ?

 

Die Koboldfigur Nepomuck, die ich vor ein paar Jahren während eines Urlaubs im Harz kaufte, hat mich dazu inspiriert, die Geschichte NEPOMUCKS ABENTEUER zu schreiben. Die Gedanken und Einfälle kamen wie von allein, ohne dass ich da überlegen musste, was ich als nächstes schreiben soll.

 

Wie lange schreibst Du an einem Buch?

 

Das Schreiben allein hat etwa 3 Monate gedauert, da ich ja nicht ständig geschrieben habe, sondern meist nachts oder zwischendurch, wann immer eben Zeit und Ruhe war. Den Text in die richtige Form zu bringen war wesentlich aufwendiger als das Schreiben selbst.  

 

Welches Deiner Werke ist Dein Lieblingsbuch ?

 

Ich habe bisher nur dieses eine Buch geschrieben, arbeite aber gerade an einem Fantasieroman für Erwachsene.

  

Wie bist Du überhaupt zur Schriftstellerei gekommen ? Ist es erbliche Veranlagung, war es ein bestimmtes Ereignis ?

 

Ich habe schon als Kind gern eigene kleine Geschichten und Gedichte verfasst und die Verwandtschaft mit meinem Einfallsreichtum zu besonderen Anlässen beglückt. NEPOMUCKS ABENTEUER habe ich mehr aus Spaß und Inspiration geschrieben und dann meiner jüngeren Tochter zu lesen gegeben, worauf hin diese meinte, es sei so gut, dass ich es unbedingt bei einem Verlag einreichen solle. 

 

Kunst ist zwar nicht koku, aber koku steht auch für Kunst. Wie bist Du zu koku gekommen ?

 

Durch eine liebe Freundin, die ihre Bücher auch bei KOKU ausstellt.

  

Hast Du bestimmte Vorbilder in der älteren oder neueren Literatur ?

 

Nein, ich möchte etwas völlig Eigenes erschaffen. Allerdings sollte es die richtige Mischung aus Spannung, Fantasie und Humor haben, darauf arbeite ich hin.

Das Buch ist von dieser Mischung geprägt, Leser, die mich persönlich kennen, sagen mein eigenes Wesen spiegele sich in der Geschichte und den Figuren wieder.

Hier mal ein kurzes Beispiel aus dem Kapitel Koboldmedizin:

 

"Nepomuck kaut zufrieden. „Autsch!“, ich zucke zusammen. Ach, tut das weh! „Was ist denn?“, fragt Nepomuck schmatzend. „Psst..“, mache ich, „Mein Zahn ...“ „Aha, Zahnschmerzen, was?“ Nepomuck nickt wissend mit dem Kopf. „Damit kenne ich mich aus!“ „Ich will nicht zum Zahnarzt.“ Ich flüstere, damit Oma nicht wach wird. „Quatsch, Zahnarzt. Dahin gehen die Menschen. Wir Kobolde gehen nie zum Zahnarzt.“ Er grinst mich vergnügt an. „Wir haben da so unsere eigene Medizin. Und wenn das nicht hilft ziehen wir den Zahn eben.“ Zweifelnd werfe ich einen Blick auf seine schiefen bräunlichen Zahnstümpfe. Schön sind die nicht gerade. Einige sind richtig spitz, wie zugefeilt. „Was macht ihr denn bei Zahnschmerzen?“ Ich habe die Wahl zwischen dem Zahnarzt und Nepomucks Medizin.

„Habt ihr Nelkenöl?“, fragt der Kleine geheimnisvoll. Ich weiß, wo Oma die Öle aufbewahrt und übergebe ihm kurze Zeit später ein Fläschchen mit Nelkenöl. „Ok, schmier etwas davon auf den kaputten Zahn.“ Das ist alles? Na gut, ich schmiere den schmerzenden Zahn großzügig damit ein und auch das Zahnfleisch ringsum. Es wirkt ziemlich schnell, es brennt und kurze Zeit später wird alles taub im Mund. Tee kann ich nun nicht mehr trinken, aber die Schmerzen sind weg, zum ersten Mal seit gestern.

„Nepomuck, weißt du noch mehr Koboldrezepte?“, frage ich ihn. Der Kleine tanzt vor Freude auf dem Tisch. „Unzählige, unzählige!“, kreischt er ausgelassen und weckt Großmutter damit auf, die mit einem gewaltigen letzten Schnarcher auf dem Sofa zusammenfährt.

Natürlich lässt die Betäubung irgendwann nach, und als ich in der Nacht mit heftigen Zahnschmerzen erwache, wird mir klar, dass ich wohl doch zum Zahnarzt muss. Die Kobolde würden den Zahn jetzt sicher ziehen."

 

 

Beschreibe doch Deinen Schreibstil etwas genauer.

 

Er ist humorvoll und leicht verständlich, da es sich ja in erster Linie um ein Kinderbuch handelt, das jedoch auch für Erwachsene mit Humor geeignet ist. Um die Geschichte anschaulicher zu machen und den Leser oder Zuhörer direkt am Geschehen teilhaben zu lassen, habe ich die Gegenwartsform, also das Präsens gewählt.

 

Das kann ich nachvollziehen, es hebt auch die Spannung. - Wo entstehen Deine Werke ?

 

Überall dort wo mir gerade etwas dazu einfällt. Das wird dann auf einem Stück Papier festgehalten und später am PC auf Word übertragen.

         

Gibt es bestimmte Themenbereiche, zu denen Du Dich besonders hingezogen fühlst ?

 

Ja, Fantasie und Spannung, aber auch Humor.

 

 

Also ein „Dreigestirn“, welches in Nepomucks Abenteuer verwirklicht wurde. - Beeinflusst Dich die Umwelt, politische oder soziale Themen bei der Schriftstellerei, oder versuchst Du mit der Schriftstellerei einen Freiraum der Entspannung , des Abschaltens zu schaffen ?

 

Ich versuche eher, einen Freiraum des Abschaltens zu schaffen, indem ich die Leser in ein buntes Land der Fantasie entführe, in die ich ab und zu natürlich auch Alltagsprobleme einfließen lasse, um so eine Verbindung zu der realen Welt herzustellen. In NEPOMUCKS ABENTEUER streife ich zum Beispiel das Thema Waldabholzung.

 

Es heißt immer wieder, Künstler wären Chaoten. Gerne wird dabei auf die Bilder aus Ateliers verwiesen, wo scheinbar niemand mehr etwas finden kann. Nun gilt dies wohl vornehmlich für die malende Zunft; gleichwohl die Frage an Dich: Wie steht es bei Dir damit ? Liegt Konzeptpapier zerstreut herum usw.?

 

Ich bin chaotisch, das kann und will ich nicht bestreiten. Allerdings muss ich an dieser Stelle betonen, dass ich auch sehr gern male und zwar mit Gouache auf MDF oder Papier. Ein künstlerisches Durcheinander ist für mich schon Inspiration, nichts ist schlimmer für mich als ein steriler Raum, der nichts über seine Bewohner aussagt.

 

 

Schreibst Du Deine Werke direkt am Computer, noch auf der guten alten Schreibmaschine oder - jedenfalls im Manuskrpt - auf Papier ?

 

Teils zuerst auf Papier, teils direkt am PC. Eine Schreibmaschine habe ich nicht, obwohl es der klassischen Vorstellung des Lesers von der Entstehung eines Buches entspricht.

  

Entwickeln sich Deine Geschichten während Du schreibst oder hast Du von Anbeginn an ein klares Konzept (gar eventuell eine Gliederung) ?

 

Sie entwickeln sich ganz von selbst im Laufe des Schreibens. Am Anfang hatte ich wirklich nur diese Koboldfigur. Und auch bei dem neuen Roman weiß ich noch nicht, wie es weitergeht.

  

Notierst Du Dir Gedanken zur Geschichte, die Dir eventuell beim Schreiben einfallen aber thematisch noch nicht passend sind, auf einem Papier um sie später zu erinnern ?

 

Das passiert schon mal, aber eher selten.

 

Was machst Du beruflich ?

 

Ich bin eigentlich nur noch Hausfrau. Früher habe ich sehr unterschiedliche Dinge gemacht.

 

Ist die Schriftstellerei für Dich neben der beruflichen Tätigkeit Entspannung oder quasi ein zweiter Beruf ?

 

Ich schreibe aus Spaß und sehe es eher nicht als Beruf in dem Sinne, obwohl das Wort Beruf ja von berufen kommt und vielleicht bin ich ja dazu berufen, zu schreiben.

  

Hast Du noch Zeit zu lesen (oder auch Lust Literatur Dritter zu lesen) oder Musik zu hören ?

 

Auf jeden Fall, beides tu ich sehr gern. Ein Buch habe ich eigentlich ständig in der Hand.

  

Wer sind Deine Lieblingsautoren ?

 

Susanna Kearsley, Corinna Kastner, Caroline Harvey, Michael Peinkoffer und Konsalik und….

  

Und wessen oder welche Musik hörst Du am liebsten ?

 

Within Temptation und Gothic Rock

  

Hast Du einen Liebingsmaler, gegebenenfalls wen.

 

Ich mag die Bilder von Salvador Dali, ansonsten bin ich aber sehr vielseitig und will mich da nicht so festlegen.

 

 

 

Bei koku2012 wird es auch Musik und Lesungen geben. Wirst Du selbst anwesend sein und ausstellen bzw. „lesen“ ?

 

Leider nein, denn ich wohne in der Türkei und werde es wohl nicht einrichten können.

  

Das ist sehr schade, aber verständlich. Was hältst Du von der Idee, ein Künstlerfestival über eine ganze Region zu veranstalten und - wenn Du teilnimmst - was erwartest Du davon und dort ?

 

Das halte ich für eine gute Idee. Erwarten würde ich vor allem Vielseitigkeit, verschiedene Künstler und Werke sowie einen regen Austausch mit den Künstlern.

  

Nun haben wir schon vieles von Dir gehört. Aber vielleicht kannst Du noch etwas persönliches von Dir berichten.

 

Wie soll ich meine Person in wenigen Worten beschreiben, es würde ein Roman werden. Nun sagen wir mal so, ich bin offen für Neues, unkonservativ und freiheitsliebend, das heißt, ich lasse mich nicht gern in irgendeine Schablone pressen. Dazu kommt eine große Verbundenheit mit den Tieren und der Natur. Ich brauche keine großen Menschenmengen um mich herum und das Wort Langeweile ist mir unbekannt, da ich mich immer und überall irgendwie beschäftigen kann.

  

Was erhoffst Du Dir von der Zukunft und welche Pläne hast Du selbst geschmiedet ?

 

Nun ich wünsche mir in erster Linie Zufriedenheit, das beinhaltet also bereits Dinge wie Gesundheit und Erfolg für meine ganze Familie. Es wäre schön, viele zufriedene Leser zu haben, ein Lächeln auf deren Gesichter zu zaubern und vielleicht Nepomuck eines Tages als Zeichentrickfigur über den Bildschirm laufen zu sehen.

Für die Menschheit wünsche ich mir mehr gegenseitige Toleranz und weniger Gewalt.

  

Gibt es ein Motto oder eine Lebensweisheit bei Dir ?

 

Träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum!

 

 

Worauf kommt es Dir im Leben an ?

 

Darauf, einfach ich selbst sein zu können, meine Wünsche und Vorstellungen ausleben zu können.

  

Kann sich ein Leser oder auch potentieller Leser an Dich wenden ?

 

Sebstverständlich und jederzeit!

 

Schön, dann nennen wir doch einmal Deine E-Mail, unter der Du zu erreichen bist: christineerdic@yahoo.de. Und wenn wir schon dabei sind, darf ich wohl auch Deine Homepage erwähnen: http://christineerdic.npage.de . –

Signierst Du auf Wunsch auch Deine Bücher ?

 

Wenn ich die Möglichkeit dazu habe gern, ich wohne ja nicht in Deutschland., habe aber schon Bücher signiert.

 

Ich denke, der Leser hat nun einen Eindruck von Dir gewonnen und kann Deine Werke auch besser verstehen und hat insbesondere Gefallen an ihnen gefunden. Vielleicht hast Du aber noch etwas für den Leser mitzuteilen ?

 

Ich wünsche allen meinen Lesern viel Spaß beim Lesen der Abenteuer des kleinen Nepomuck und bedanke mich ganz herzlich für das Interesse an mir und meinem Buch.

 

 

 

Ich darf mich bei Dir für das Interview bedanken und wünsche Dir weiter viel Freude und Erfolg bei der Schriftstellerei.

 

 

Christine Erdic
Christine Erdic

Christine Erdic wohnt in der Türkei. Dort kann man wirklich nicht einfach mal vorbeigehen um sich ein Buch von ihr signieren zu lassen. Bei Interesse: Wenden Sie sich an uns, wir versuchen dies zu vermitteln. koku2012