KÜNSTLER-INTERVIEW Meune Lehmann 22.01.2011

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Hallo, Meune, schön, dass Du dieses Interview mitmachst!

Lass uns zuerst einmal über Dein Titelbild sprechen.
In welcher Technik ist es entstanden?

Alle 365 Augen sind mit Acryl auf Leinwand gebracht worden. Um bestimmte Oberflächenstrukturen zu erzielen
verwende ich gern für den Farbauftrag Klarsichtfolie, Wattestäbchen in verschiedenen Größen, ich verwende Schwämme,
Spachtel und benutze Tücher zum wischen, oder male auch schon mal mit bloßen Fingern und Händen
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Gibt es eine Geschichte dazu?

Oh ja, sicher gibt es ein Konzept zu diesem ja doch recht umfangreichen Projekt.
Angefangen hat alles während eines Schnorchelausfluges am Great Barrier Reef 2003. Ich war schwer beeindruckt von der Vielfalt der Tiere, von denen man dort unten neugierig beäugt wird. Auffallend dort auch schon die vielen verschiedenen Farben eben auch der Augen.
Durch die Überlegung, dass man wohl 365 verschieden Fischaugen malen könnte und damit noch nicht einmal einen Bruchteil dessen abgebildet hätte, was einen so unter Wasser anschauen könnte, entschied ich mich, dieses Projekt zu verwirklichen.
So begann ich zunächst 60 verschiedene Fischaugen zu malen. Recherchiert hab ich dafür in Büchern und im Internet. Dadurch stieß ich schnell auch auf die fantastische Vielfalt im "Himmel" und zu "Lande" und beschloss mein Projekt auszuweiten.
So entstanden Vogelaugen und nachfolgend Insekten- und Echsenaugen, Krokodil- und Geckoaugen, die auch irre bunt und teilweise sogar spacig ausschauen. Es folgten Schildkröten- und Froschaugen, Schlangen- und Nageraugen, Katzen- und Hundeartige Augen, Augen von Huftieren und schließlich Augen von Primaten. Gerade diese Vielfalt ist durch reine Profitgier in großer Gefahr.
Die entsprechenden Hilferufe von Umwelt- und Tierschutzorganisationen kennen wir alle.
Ebenso erschreckt mich die respektlose Bezeichnung einiger Tiere. Wir nennen sie Schlacht- oder Nutztiere, reden von Suppenschildkröten, Legehennen, Fleischrinder usw. Dies passt zu dem derzeitigen Skandal um Dioxin im Tierfutter. Auch hier geht es wieder nur um Profit und die eventuellen Folgen für unser menschliches Leben. Dass wir dabei aber in erster Linie das Futter der Tiere vergiften scheint niemandem negativ aufzustoßen.
Schon zu normal ist unser Fehlverhalten gegenüber unseren Mitgeschöpfen geworden.
Dabei hat es diese fantastische Schöpfung verdient, dass man ihr mit Respekt begegnet,
nicht zuletzt, weil ihr Nutzen für uns auf ganz anderer Ebene liegt, wie unter anderem die Entwicklung in der Bionik zeigt.
Immer wieder werden neue Arten mit ihrer eigenen Sicht auf die Dinge entdeckt, während andere Arten für immer vom Erdboden verschwinden. Die Evolution ist nichts abgeschlossenes, wir stecken mittendrin und unsere Sicht der Dinge ist lediglich eine von VIELEN. Ich möchte mit diesem Projekt dazu anhalten, einen Augenblick innezuhalten, (wieder) bewusst(er) wahrzunehmen, offen(er) für das, was ist, durchs Leben zu gehen, um staunend zu genießen, was uns an Fülle und Schönheit umgibt und letztendlich ausmacht.
Nur wer sein Umfeld begreift und darüber hinaus tiefe Zusammenhänge erkennt, ist in der Lage und auch dazu bereit, es zu lieben, daraus zu lernen, es zu schützen und zu bewahren.
So kann über das Sehen und Verstehen eine Brücke geschlagen werden zum Schützen und Bewahren des Ökosystems ERDE und ihres Artenreichtums.
Schenken wir dieser Vielfalt einen Augenblick.

 

  


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Willst du ein wenig über dich erzählen?

Nun, ich bin 1961 in Peine geboren, hab nach meinem Abitur 1980 in Ilsede in Berlin eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert und anschließend auch in diesem Bereich dort gearbeitet.
1990 zogen wir (mein Mann Hendrik und unsere zwei, unterdessen erwachsenen Söhne) nach Schleswig-Holstein.
Dort arbeitete ich bis 2008 als selbständige Erzieherin mit dem Schwerpunkt in der künstlerischen und kunsthandwerklichen Arbeit mit Kindern. Wir kauften ein kleines Häuschen, haben eine Katze und einen Kater, 10 Hühner und zwei Hähne und bewirtschaften einen kleinen Garten.
Seit 1996 bin ich als Künstlerin tätig.
2004 entwarf ich für die Psychologin Anna Angelika King das Cover für ihr Buch "Abenteuer Timeline", sowie ein weiteres Bild innerhalb des Buches. 2005 schrieb und illustrierte ich mein erstes Kinderbuch. Es heißt "Emmelie und die Osterüberraschung" und ist - wie der Name ja schon verrät - eine Ostergeschichte für Kinder. In diesem Buch hab ich eigene Kindheitserinnerungen, meine Erfahrungen als Erzieherin und Mutter mit einfließen lassen und hätte sich ein ordentlicher" Verlag gefunden, hätte es auch gern Fortsetzungen geben können. 2008 absolvierte ich eine Ausbildung zur Yogalehrerin.
Seitdem arbeite ich neben meiner Kunst als Dozentin für Hatha Yoga
und leite zur Zeit acht eigene Kurse.
Wie Du vielleicht merkst lebe und liebe ich auch im Alltäglichen die Vielfalt.


 

  

 

Möchtest Du etwas über deine künstlerische Ausbildung oder deinen Werdegang erzählen?

1996 begann ich - aufgrund eines Bildes der australischen Ureinwohner (den Aboriginals) mein erstes Bild zu malen, oder ehrlicher gesagt abzumalen bzw. zu punkten. Diese recht meditative Art zu Malen faszinierte mich so sehr, dass ich dabei blieb und schnell eigene Ideen umsetzte.
Dabei flossen auch immer mehr meine Erfahrungen aus der Beschäftigung mit Träumen, der Traumdeutung und deren Symbolik mit ein. Es entstanden meine ersten surrealen Bilder.
Meditative Erfahrungen flossen in meine mandalahaften Werke ein. Faszinierend hierbei finde ich nach wie vor, dass man als Betrachter regelrecht ins Bild hineingezogen wird. Und dann kam es 2003, also nach unserem großen Australienurlaub zum Projekt "Augen - Blicke des Lebens".
Ich glaube, dass ich damit meine 4 großen - sagen wir - Hauptpfade umrissen habe und alle vier
Sparten kommen im mehr oder weniger regelmäßigem Wechsel zum Zuge.
Auch hier wieder: gelebte, oder besser "gemalte" Vielfalt.
Ich bin Autodidaktin, oder wie ich zu sagen pflege: learning bei pfusching. Hat vielleicht auch damit zu tun – typisch Erzieherin - dass ich mir nichts gerne vorschreiben lasse (Zusatz von Hendrik: aber anderen gern Vorschriften mache...)

 

koku – Kunstevent dabei sein oder werden deine Werke virtuell gezeigt ?

Ich möchte bei einer so großen Geschichte schon persönlich dabei sein. Allerdings kann es trotzdem sein, dass ich die 365 Augen virtuell zeigen werde. Das hängt u.a. davon ab, ob es genügend Ausstellungsfläche geben wird. Es sind viele Künstler, die ausstellen wollen und mein Projekt ist nun mal recht umfassend. Man wird sehn, was geht.



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Wo entstehen deine Werke?

Ich habe ein eigenes "Malzimmer", nutze allerdings hin und wieder auch gern die gemeinsame Stube oder die Küche.
Das hat dann den Grund, dass es dort entweder wärmer, oder einfach kommunikativer ist.

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Hast Du Vorbilder in der Kunst?

Wenn es um meine australieninspirierten Werke geht sind es sicherlich die Aboriginals, bei meinen surrealen Bildern würde ich Salvadore Dali nennen wollen. Wem ich hin und wieder gern zuschaue und auch gern von ihm lerne ist Bob Ross. Diese Leichtigkeit find ich schon sehr faszinierend und auch er ist ein großer Natur- und Tierfreund.
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Hast Du einen, oder mehrere, Lieblingskünstler?

Ja, die Natur. Ich finde, sie ist der absolut größte und geilste Künstler überhaupt.
Die Vielfalt, die sie hervorbringt, ist von keinem anderen Künstler zu erreichen. Weder an Form, noch an Farbe oder Funktionalität. Einfach nur großartig, ästhetisch, wunderschön!!


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Wirst Du persönlich beim

(Anmerkung der Redaktion: Zwischenzeitlich steht fest, dass die 365 Augen in Sulzheim in einer Halle des Weinguts Frey-Hoos ausgestellt werden.)

 

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Hast du ein Rahmenprogramm bei Koku vorgesehen?

Da ich aus dem Projekt kein Original verkaufe, wär es toll, wenn ich Plakate, Postkarten und vielleicht Tassen mit Augenaufdrucken verkaufen könnte. Dies müsste allerdings noch mit den "Machern" abgesprochen werden. Statt ermüdender Reden wird es um 12 Uhr ein Interview geben, welches mein Mann Hendrik mit mir durchführen wird. Didjeridoospieler werden laut verkünden, wo es Kunst zu sehen gibt. Ich bin selber gespannt.

KOKU bei Twitter: 
http://twitter.com/koku2012/*
KOKU bei Facebook:
http://www.facebook.com/pages/Koku2012/167710859930168?ref=sgm
KOKU bei YouTube: http://www.youtube.com/user/koku2012



Was erwartest du von Koku?

Da das Event nicht grad bei mir um die Ecke stattfindet, hoffe ich - und bin mir da sicher,
dass die überaus engagierten Künstlerkollegen und Kolleginnen sich um das ganze Organisatorische kümmern. Und wie's bislang aussieht, gibt es bereits jetzt ziemlich fleißige
Hände und Köpfe. Ein dickes Dankeschön dafür!!

  


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Woher kommt die Inspiration für deine Kunst?

Ich lasse mich von der Natur, von Träumen und dem inspirieren, was mir im Leben, im Internet, in Büchern oder in Gesprächen über den Weg läuft.
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Wie lange arbeitest Du an einem Werk?

Unterschiedlich. Ein Werk kann bereits nach 2 Stunden abgeschlossen sein. Bei größeren Werken - damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Größe der Leinwand - kann es auch schon mal bis zu einem halben Jahr dauern, bis ich es als abgeschlossen betrachte. Dazu kommt ja bei Themenarbeiten die oft länger andauernde thematische Auseinandersetzung, die Recherche, der Austausch mit anderen Künstlern und die eigene Reflektion, bevor es überhaupt an die Leinwand geht.
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Welche Materialien bevorzugst Du?

Meine ersten Werke entstanden mit Gouachefarben, Rötel, Kohle, Aquarell- und Pastellstiften.
Heute allerdings arbeite ich größtenteils mit Acrylfarben. Hin und wieder entstehen auch Werke in Öl, allerdings mag ich das Arbeiten mit Terpentin überhaupt nicht. Selbst angebotene Alternativen steigen mir- im wahrsten Sinne des Wortes - schnell zu Kopf. In meinen australisch inspirierten Werken benutze ich auch gern die aus Australien mitgebrachten Paintingstones der Aboriginals,
die diese schon seit Jahrtausenden in ihrer Kunst und für ihre traditionellen Bodypaintings, also den Körperbemalungen verwenden. Allerdings setze ich diese eher sparsam und respektvoll ein. Hin und wieder landen auch gesammelte Baumrinden und Samenschoten auf meinen Bildern.

 

 

 

Gibt es ein bestimmtes Thema, das dich im Moment besonders beschäftigt?

Ja, der Tier-und Umweltschutz und damit zusammenhängend unsere Ernährung. Skandale, wie zur Zeit der Dioxinskandal find ich deshalb klasse, weil so der Tierschutz und gesunde Ernährung den Weg in die Köpfe der Menschen findet. Massentierhaltung sollte auf schnellstem Wege abgeschafft werden! Ich belass es mal dabei, sonst texte ich Euch gleich wieder zu.....
Aber das ist mir zur Zeit sehr wichtig und ich sprech dieses auch gern sowohl bei meinen Ausstellungen, als auch in meinen Yogakursen an.

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Hast Du Lieblingsbücher oder Lieblingsautoren?

Zur Entspannung und zum Ablachen liebe ich grad Bücher von Horst Evers.
Bücher, die sich mit den Aboriginals beschäftigen, wie der "Traumfänger" von Marlo Morgan, oder " Töchter der Traumzeit" von Verena von Funcke. Mein letzter Roman, den ich auch sehr faszinierend fand war "Nichts was im Leben wichtig ist" von Janne Teller. Und dann auch immer wieder gern und fast süchtig Bücher über Yoga, Meditation und Erleuchtung.
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Welches ist deine Lieblingsmusik?

Die Dave Matthews Band, Jamie Cullum, St. Germain, Talking Heads,
Tri Atma und viele viele andere. Kein Bild ist ohne Musik entstanden!!

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Wo kann man Deine Kunst live erleben?

Am Besten direkt bei mir zu Hause. Oder eben bei Ausstellungen, wie bei der letzten Ausstellung in der Hauptkirche in Altona, oder wie Ende 2010 im Landeshaus in Kiel. Vom 2.April bis zum 4. Juni zeigt das Natureum Niederelbe meine 365 Augen. Anschließend geht das Projekt in die Biosphäre Potsdam. Die genauen Daten findet man demnächst auf meiner Internetseite: www.meune-art.de*
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Hast Du ein Motto, ein Zitat das dir wichtig ist oder eine Philosophie die Dich beeinflusst?

Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie tragen, mit ihnen Versuche machen, oder sie uns unterhalten.

 

 

Was planst Du in näherer Zukunft?

Bis auf die oben genannten Ausstellungen plane ich nichts, da das meiste in meinem Leben mir auch mehr oder weniger passiert. Ich lass mich da gern überraschen. Bis jetzt hat das immer ganz gut geklappt.

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Hast Du einen Traum?

Ein Traum wär, dass kein Geschöpf und auch die Erde selbst nicht mehr unter uns Menschen und unserer Profitgier und Ignoranz zu Leiden hat. Dass Geld zu dem wird, was es tatsächlich ist - nämlich irrelevant. Ich meine, wir kommen mit leeren Händen und gehen mit leeren Händen, somit muss es doch offensichtlich im Leben um etwas anderes gehen, als um Geld.
Die Natur sollte mehr in unseren Blickwinkel geraten, da wir ohne sie nicht leben können, sie aber gut ohne uns. Ich lehne diesbezüglich Profit und Wachstum ab.
Weniger ist mehr.
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Vielen Dank für das Interview !

Habt Ihr vielen Dank! Ich freu mich, Euch beim Event kennenzulernen!!