KÜNSTLER-INTERVIEW Mandy Tabatt 22.03.2011

Hallo Mandy, schön dass Du koku etwas über Dich erzählen willst. Lass uns als erstes über dein Titelbild sprechen. Wie heißt es und hat der Name des Bildes eine besondere Bedeutung ?


 

Hallo zurück... ich fang dann mal an:

Der Titel lautet “Self-Destruction” oder übersetzt “Selbstzerstörung”.

 

-
In welcher Technik ist das Bild entstanden ?

 

Es ist ein Selbstportrait, aufgenommen mit einer kleinen Digitalkamera. Das Gesicht und die Arme versah ich mittels digitaler Bildbearbeitung mit einer Textur, welche ich wiederum aus einer Makro-Photographie einer alten, rostigen Schiffsboje erstellt habe.
 

-
Gibt es eine Geschichte zum Bild?

 

Die gibt es. Gewissermaßen. Es sind allerdings mehr die Assoziationen, die ich mit dem fertigen Bild verbinde, als eine Entstehungsgeschichte. “Selbstzerstörung”, das ist Krankheit, Leid, der Wunsch nach Linderung, nach Erlösung - mit allen Mitteln. Das ist aber auch ein Sinnbild für die Menschheit allgemein, die auf dem besten Wege ist, sich selbst zu zerstören. Stichwort “Fukushima”.

 

-
Wie heißt das zweite Bild, das Du für das Interview ausgewählt hast ?

Piano? Widerstand!”

 

-

 

 

 

Ja, gerne... Mein Mann hatte aus einem Elektronik-Bausatz einen kleinen Konzert-Flügel gebaut. Mit meiner Spiegelreflexkamera und einer Nahlinse machte ich verschiedene Detailaufnahmen. Dieses Bild, welches ja die Aufschrift “Piano”(= leise) und rechts daneben die kleinen, blauen Widerstände (elektronische Bauteile) zeigt, hat also einen doppeldeutigen Titel: Ein Aufruf zum Widerstand!

 

-


 

Magst Du uns etwas über Dich erzählen ?

 

Warum nicht... mein Name ist also Mandy Tabatt, ich bin, während ich diese Zeilen schreibe, 34 Jahre alt, glücklich verheiratet und Mutter dreier Kinder. Gemeinsam mit meiner Familie lebe ich in Nordhausen, einer kleinen Stadt im Norden Thüringens. Ich bin kein geselliger Mensch, meide großen Trubel und Hektik.

 

-
Wie bist du zur Kunst gekommen ? Gibt es eine Geschichte dazu ?
 

 

 

 

 

Ja und nein. Mein Großvater mütterlicherseits ist nach meinem Wissen der Einzige in meiner Familie, der sich kreativ betätigte. Er malte viele Jahre lang Stillleben in Öl, zeichnete, fertigte Scherenschnitte an. Das hat mich als Kind sehr beeindruckt. Gemalt und fotografiert habe ich schon immer sehr gerne, aber erst vor einigen Jahren begann ich, mich wirklich intensiv damit zu beschäftigen.

My secret crystall ball - Meine gheimnisvolle Kristallkugel
My secret crystall ball - Meine gheimnisvolle Kristallkugel

-

Wo entstehen Deine Werke ?

 

 

Eigentlich überall, so weit es sich um meine Photographien handelt. Ich habe immer eine Kamera bei mir, oder sogar mehrere, sowohl digital als auch analog.

Ich bearbeite sie anschließend zu Hause in meiner kleinen Büro-Ecke. Meine Zeichnungen entstehen ebenfalls zu Hause, dann aber oft gemütlich in der Stube. Sobald es wärmer ist, werde ich dieses Jahr auch auf dem Balkon malen können, darauf freue ich mich schon...

-
Hast Du Vorbilder in der Kunst ?

 

Nein. Ich habe eigentlich überhaupt keine Vorbilder, also niemandem, dem ich nacheifern würde, weder in der Kunst noch sonst im Leben. Aber es gibt natürlich viele Menschen, von denen ich mich inspirieren lasse, auch, wenn ich dann vielleicht einen ganz anderen Weg einschlage, um diese Inspiration kreativ umzusetzen.


-
Was ist Dir wichtig ?

 

 

Wichtig? Der Weltfrieden. Und das meine ich ernst. Ansonsten steht für mich die Gesundheit meiner Familie an allererster Stelle. Neben diesen essentiellen Dingen ist es mir persönlich wichtig, meinen Platz im Leben zu finden und meinen Weg zu gehen. Das hat sich bislang leider als gar nicht so einfach erwiesen: Ich suche immer noch.

Dont`t bei afraid - Fürchte dicht nicht
Dont`t bei afraid - Fürchte dicht nicht

-

Wie bist Du zu koku gekommen ?

 

Hmm... ich glaube, es war kurz nachdem ich mit Lisa, unserer Koku-Frontfrau, wenn ich das einmal so ausdrücken darf, einige Nachrichten über mygall ausgetauscht hatte. Wir hatten festgestellt, daß wir beide Fans der String-Theorie sind... hihi...na, jedenfalls fragte sie mich, ob ich Interesse hätte, einige meiner Bilder bei koku zu zeigen. Und kurz drauf.. war ich dabei!

 

-
Wirst Du bei dem koku-Fest am 21. Und 22. April 2012 persönlich anwesend sein oder rein virtuell ?

 

 

Eigentlich hatte ich vor, nur virtuell auszustellen. Da koku nun aber erst 2012 stattfindet und unsere Kinder dann nicht mehr so ganz klein sein werden, werde ich persönlich anwesend sein. Ich freue mich schon sehr darauf...

 

-
Weißt du schon welche Bilder Du auf jeden Fall bei koku zeigen wirst und verrätst Du uns dies ?


Ich werde höchstwahrscheinlich die Bilder ausstellen, die hier zu sehen sind, außerdem schwebt mir eine kleine Bilder-Serie vor, aber darüber wird noch nichts verraten.

-

Was erwartest Du von koku ?

 

 

koku ist etwas ganz Besonderes. Schon jetzt, auch wenn die Ausstellung, das eigentliche Event im Moment noch in weiter Ferne ist.

 

-
Wie entstehen Deine Motive ?

 

 

Das ist ganz unterschiedlich. Wenn ich mit der Kamera unterwegs bin, brauche ich nur die Augen offen zu halten. Wo andere achtlos vorübergehen, bietet sich mir eine Fülle an Motiven. Daheim am Rechner entstehen daraus dann oft noch einmal ganz andere Bilder.


-
Gibt es Techniken die Du besonders gerne nutzt ?

 

 

Ich versuche, mich nicht festzulegen. Es gibt so viele Möglichkeiten, so vieles, was ich gerne noch ausprobieren oder vertiefen möchte. Oft ist es auch abhängig von meiner “Tagesform”, heute scanne ich getrocknete Blumen und mixe sie digital mit Makro-Aufnahmen, morgen arbeite ich mit Texturen und Landschaftbildern und übermorgen... wer weiß?

Gibt es Haupthemen in Deiner Kunst ?

 

 

Auch wenn ich mich hier ebenfalls nicht wirklich festlegen möchte, so brauche ich nur einen Blick in mein Bild-Archiv werfen, um festzustellen, daß es mir ganz klar alte, halb verfallene Gebäude und verrostete Dinge angetan haben. Überhaupt das Geheimnisvolle, oft Düstere ist es, was sich in vielen meiner Bilder zeigt.

 

-
Gibt es etwas, was dich zur Zeit besonders beschäftigt ?

 

 

Zur Zeit beschäftigt mich, genauso wie die meisten Menschen, Japan sehr. Während ich dies schreibe, ist noch immer die Gefahr einer Kernschmelze nicht gebannt. Das verfolgt mich bis in meine Träume.

Daneben sind es Dinge wie meine berufliche Zukunft, die mich natürlich auch beschäftigen. Da sind noch viele Fragen offen.

-

...a rose... - ...eine Rose...
...a rose... - ...eine Rose...

-

Hast du Lieblingsautoren oder Lieblingsbücher ?

 

In meinem Blog www.magratknoblauch.de schreibe ich unter dem Namen “Magrat”, weil ich die Scheibenwelt-Romane des britischen Schriftstellers Terry Pratchett unheimlich mag.

 

Außerdem gehören “Alice im Wunderland” von Lewis Carroll sowie “Der Zauberer von Oz” von Lyman Frank Baum zu den Büchern, die mich absolut faszinieren. Dann wären da noch Jules Verne und Goethe. Douglas Adams und Stephen King. Und die populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen von Stephen Hawking. Mark Twain. Tolkien.

Ich hör jetzt auf.

 

 

-

Welches ist Deine Lieblingsmusik ?


Seit jeher sind das Depeche Mode, The Cure, Erasure, Alphaville gewesen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Heute höre ich auch gerne In Extremo, eine Mittelalter-Rockband, aber auch die Toten Hosen, Hurts, Mike Oldfield, ebenso wie klassische Musik, zum Beispiel Beethovens Egmont-Overtüre. Hörens- und sehenswert finde ich auch die Musikvideos des Projektes “Symphonie Of Science”...

 

-
Was magst Du noch besonders gerne ?

 

Lomographie, also das Knipsen mit analogen Plastik-Kameras, meist auf Rollfilm. Das hat es mir total angetan. Ich werde demnächst anfangen, meine Filme auch selbst zu entwickeln, damit erfülle ich mir einen kleinen Traum...

Viele meiner Lomo-Bilder kann man sich hier anschauen:

http://www.lomography.de/homes/magrat_garlic  

 

-
Wo kann man deine Kunst live erleben ?

 

 

Bei koku, im Winzerhotel Himmelacker und hoffentlich bald auch einmal hier in der Nähe meiner Heimatstadt, aber da ist bis jetzt noch nichts geplant.

Flora infernal II
Flora infernal II

-

Hast Du ein Motto, ein Zitat oder eine Philosophie die Dich besonders beeinflusst ?

 

 

"Ein Zauberer kommt nie zu spät... Ebensowenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es für richtig hält."

 

A wizard is never late... nor is he early. He arrives precisely when he means to. [The Lord of the Rings]

 

-

Was planst Du in der Zukunft ?

 

 

Ich möchte mehr Zeit mit Malen und Zeichnen verbringen, das habe ich mir fest vorgenommen. Alles andere... wird sich zeigen.

 

-
Vielen Dank für das Interview.

 

Ich danke auch, hat Spaß gemacht... :)