KÜNSTLER-INTERVIEW mit Sonja Spielmann vom 5. Juli 2011


Hallo Sonja , ich freue mich, das Du Dir die Zeit genommen hast für ein Interview mit koku  . Nicht nur die Künstler wollen etwas mehr von Dir wissen, über Deine Arbeit, was Du denkst und fühlst, sondern auch die Kunstinteressierten wollen wissen, wer „hinter den Bildern steht“.

 

Beginnen wir zunächst mit dem von Dir ausgewählten Eingangsbild. Meine erste Frage: Wie ist dieses Bild entstanden ?

 

 

Es ist meine erste Begegnung mit den Materialien Marmormehl, Acrylbinder und Pigmenten.
Die Arbeiten entstanden im sehr schönen Atelier des „Gutshaus Zülow“ bei Sternberg in der Nähe von Schwerin, während einer Malreise mit der Künstlerin Gabriele Musebrink aus Essen. Ein paar Impressionen zu diesem malerischen Ort gibt es auf meiner Homepage.

 

Gab es für Dich einen bestimmten Grund oder Anlass, dieses Bild zu malen ?

 

Ganz bestimmt gab es Beweggründe, dass genau diese beiden Arbeiten entstanden. In Worte fassen kann ich dies jedoch nicht…. es geschah einfach.

 

Wie lange hast Du für dieses Bild benötigt ?

 

Der Grundstock – Struktur und erste Farbaufträge – entstanden während der 10tägigen Malreise. Die Fertigstellung erfolgte zuhause.

 

Handelt es sich hier um Dein Lieblingsbild oder welches ist Dein Lieblingsbild, kannst Du uns dies eventuell auch vorstellen ?

 

Die Spiralen gehört natürlich zu meinen Lieblingsbildern, aber es gab und gibt mehr…. Mein Bild „ROT“ aus 2009 (100x100cm, wiederholte Farbaufträge während des ganzen Sommers und darüber hinaus / kann leider so klein nicht dargestellt werden), die „Frau des Gacel Sayah“ aus 2009, die beiden Roten im Rahmen der zweiten Malreise nach Zülow in 2008 und einige mehr…. natürlich auch aktuelle!

 

 

Wie bist Du überhaupt zur Kunst gekommen ? Ist es erbliche Veranlagung, war es ein bestimmtes Ereignis ?

 

Das kann ich nicht eindeutig festmachen, kreativ war ich schon immer, in meiner Familie war jedoch eher Musik das Thema. Mit der Malerei begann es etwa 2003. Zunächst war es der Besuch eines Zeichenkurses in der VHS. Ich machte ihn mir zum Geschenk anlässlich des Endes meiner 25jährigen Raucherkarriere. Stillleben sind jedoch nicht so ganz mein Ding, zumindest nicht in Sachen malen….richtig Anlauf nahm ich mit dem Kennenlernen von Gabriele Musebrink bei einer Malreise nach Mecklenburg Vorpommern in 2007. Es war definitiv die bisher wichtigste persönliche Begegnung aus dem Bereich Kunst..

 

Kunst ist zwar nicht koku, aber koku steht auch für Kunst. Wie bist Du zu koku gekommen ?

 

Über verschiedene Portale im Netz, wie z Bsp. mygall, facebook usw…. dort lernte ich u.a. Lisa Winter kennen.

 

Hast Du bestimmte Vorbilder bei der Malerei ?

 

„Vorbilder“ würde ich nicht sagen, jedoch gibt es einige die mich ganz besonders inspirieren.

 

Fließt davon etwas bei Dir in Deinen Malstil ein und kannst Du dies eventuell an einem Beispiel verdeutlichen ?

 

Oh ja, ganz bestimmt fließt unbewußt allerhand ein, wenngleich es nicht mein Ziel ist zu kopieren. Die Bearbeitungsintensität und Ausdauer von G. Musebrink, wie sie Strukturen herausarbeitet und gestaltet, die unglaubliche Ruhe in A. Jeanmaire s Bildern , das freche lebendige von Niki de Saint Phalle’s Nanas etwa, die Reduziertheit von E. Schumachers Arbeiten usw…usf…

 

von G. Musebrink (mit freundlicher Genehmigung)
von G. Musebrink (mit freundlicher Genehmigung)

 

Beschreibe doch Deinen Malstil etwas genauer. Welche Farbsorten verwendest Du am liebsten, welchen Untergrund, wie gehst Du an die Entstehung eines Werkes ran ?

 

Ich verwende fast ausschließlich Pigmente in verschiedenen Bindern von wässrig bis ölig. Für die Herstellung von Strukturen sind es Marmormehle, Sande, Kies, Zement, Gips …. Oder ich stecke beim Spaziergang im Wald auch schon mal ne Handvoll Walderde in die Tasche J (Siehe Bild Nr 4). Aktuell arbeite ich besonders intensiv mit hochwertigen Ölkreiden, Tuschen und Beizen, meist auf unterschiedlichen Papieren.
Vorskizzen oder Pläne gibt es nicht, ich lasse mich auf meine Stimmung ein und wähle Untergrund und Malmittel…. beginne… und schaue was mit dem Bild und mit mir passiert…manches dauert Tage/Wochen/Monate….und manches entsteht an einem Nachmittag.

 

My Way
My Way

 

Der Leser würde sicherlich gerne wissen, wo Du Deine Inspirationen für das Malen hernimmst.

 

Das ist ganz einfach….alles um mich herum….. Material/Umfeld/ Natur/ Menschen/ Stimmungen…..einfach alles….. Ich bin ein Mensch, der mit allen Sinnen lebt. Die Vorstellung einen oder gar mehrere zu verlieren, ist eine schreckliche.

 

Und wo malst Du ? Hast Du ein eigenes Atelier ?

 

Seit ein paar Wochen habe ich ein eigenes Refugium innerhalb meiner Wohnung ausschließlich für die Malerei……davor war es ein Teil des Wohnzimmers!
Ich bin auf der Suche nach einem eigenen Atelier bzw einer Werkstatt, um auch weiterhin Spachtel-Workshops anbieten zu können bzw, um auch meiner Liebe zu Skulpturen Raum zu verschaffen.

 

Atelier
Atelier

 

Gibt es bestimmte Themenbereiche, die Du immer wieder in der Malerei aufgreifst ? Oder gibt es Zeitabschnitte, in denen Du bestimmte Themen bevorzugst oder bevorzugt hast ?

 

Strukturen, Flächen und Linien , Farbverläufe, Farbkontraste…
Alle diese Themen werden Stimmungsabhängig „verarbeitet“.

 

Hysterese
Hysterese

 

Beeinflusst Dich die Umwelt, politische oder soziale Themen bei der Malerei oder ähnliches, oder versuchst Du mit der Malerei ein Freiraum der Entspannung , des Abschaltens zu schaffen ?

 

Eher das Zweite…die Entspannung….

 

Es heißt immer wieder, Künstler wären Chaoten. Gerne wird dabei auf die Bilder aus Ateliers verwiesen, wo scheinbar niemand mehr etwas finden kann. Wie steht es bei Dir damit ?

 

Hmmmhhh…..mal so mal so….tendenziell eher chaotisch während der oft parallel verlaufenden verschiedenen Projekte. Es entsteht zwischendurch jedoch durchaus hin und wieder das Bedürfnis das „Feld“ wieder zu klären J

 

Was machst Du beruflich ?

 

Ich bin Chemietechnikerin und mit meiner Tätigkeit sehr weit weg von kreativen Möglichkeiten. Ich arbeite in einem relativ technischen Bereich der pharmazeutischen Industrie.

 

Ist die Malerei für Dich neben der beruflichen Tätigkeit Entspannung oder quasi ein zweiter Beruf ?

 

Eher Entspannung, allerdings ist der Zeitaufwand nicht gering, mit der Tendenz weiter zu steigen, da es ja nicht der reine Akt des Malens ist. Organisation von Homepage, Pflege von Internetauftritten, die eine oder andere Ausstellung usw….ausserdem kam in den letzten zwei Jahren eine weitere Leidenschaft in Form von Fotografieren dazu….

 

Buchausschnitt WolsWho
Buchausschnitt WolsWho

 

Hast Du noch Zeit zu lesen oder Musik zu hören ?

 

Durchaus, das ist sehr wichtig für mich… es sind weitere Inspirationsquellen.

Was sind Deine Lieblingsautoren ?

 

Gedichte von H.Kruppa, G.Steineckert, K.Gibran / Biographien / Texte von H.Hesse, / Romane von J.Irving, um nur einige zu nennen.

 

Und wessen oder welche Musik hörst Du am liebsten ?

 

Das ist sehr unterschiedlich….wiederum spielen meine jeweils aktuellen „Befindlichkeiten“ eine große Rolle…..altes/neues, ruhiges, aber auch mal einen alten Punktitel, die „leichtere“ Form von Jazz, Klassik ( ohne Wagner, Strawinski und Co…das ist mir zu schwer)…. Schlager und Volksmusik oder etwa Heavy Metall geht ebenfalls gar nicht !

 

Da wirst Du wohl bei unserem Event fündig werden. Bei koku2012 wird es auch Musik und Lesungen geben. Wirst Du selbst anwesend sein und ausstellen oder virtuell ausstellen ?

 

Ich werde selbst anwesend sein.

 

Dann können wir uns jetzt schon auf die Originale freuen. Was hältst Du von der Idee, ein Künstlerfestival über eine ganze Region zu veranstalten und - wenn Du teilnimmst - was erwartest Du davon und dort ?

 

Die Idee ist gut, wenngleich bestimmt schwer zu organisieren. Meine Erwartungen wären, wie bei der KoKu auch…..Austausch mit anderen Kunstverbundenen, inspiriert zu werden durch andere Werke und Begegnungen, vielleicht Menschen zu treffen, die meine Art von Kunst mögen und sie vielleicht sogar erwerben möchten….. das wichtigste jedoch sind die Begegnungen als solches.

 

Nun haben wir schon vieles von Dir gehört. Kannst Du uns noch etwas mehr von Dir selbst berichten ?

 

Ich bin ein sehr friedliebender naturverbundener Mensch, der sich wünscht, daß die Menschen wieder ursprünglicher und authentischer werden, sich die Einsicht verbreitet, daß der Erwerb von Geld, verschleudern von Material und immer maximale Leistung nicht die obersten Ziele eines Lebens sein sollten, sondern ein aufmerksames Miteinander und ein wertschätzender Umgang mit dem Lebensraum Erde und allem was darauf gedeiht viel wichtiger ist.

 

Was erhoffst Du Dir von der Zukunft und welche Pläne hast Du selbst geschmiedet ?

 

Das Wichtigste: Ich wünsche meinen beiden Kindern alles Gute für ihr Leben.
Für mich wünsche ich mir weitere interessante Begegnungen und Erlebnisse, die mich inspirieren und nachdenklich machen. Ein Einkommen zum Auskommen
J….Erfolg, nun ja, was ist das….woran macht man das fest…vielleicht, daß ich es eines Tages schaffe mit der Kunst, die mir ein gutes Gefühl verschafft, auch anderen zu helfen, ein wenig glücklicher oder zufriedener zu werden.

 

Gibt es ein Motto oder eine Lebensweisheit bei Dir ?

 

„ Kein Mensch muß müssen“ von Gotthold Ephraim Lessing   UND   „Ehrlich währt am Längsten“

 

Worauf kommt es Dir im Leben an ?

 

Velleicht …ein besserer Mensch zu werden…im Sinne von toleranter, verständnissvoller, achtsamer, nachsichtiger, geduldiger …(auch mit mir J ) … usw usf …… mich in diesem Sinne weiterzuentwickeln. Das Ganze mit einem Augenzwinkern ;)

 

Movement III
Movement III

 

Nun noch einmal zur Kunst und zu Dir. Wo kann man Deine Werke sehen – und hier darfst Du ruhig auch durch Angabe z.B. eines Internetportals „Schleichwerbung“ machen.

 

Bei mir zuhause J…und bei der KoKu……bei mygall…..bei artflakes…..bei facebook…..bei youtube…..und natürlich auf meiner Homepage

 

Kann sich ein Interessent an Dich wenden, wenn er ein Original kaufen will ?

 

Jederzeit via e-mail oder über meine Homepage oder die anderen genannten Portale.

 

Fällt es Dir schwer, Dich von Originalen zu trennen ?

 

Ein wenig schon…. Aber es ist wichtig Loszulassen, um Raum für Neues zu schaffen.

 

Gelassenheit durch...
Gelassenheit durch...

 

Ich denke, der Leser hat nun einen Eindruck von Dir gewonnen und kann Deine Bilder auch besser verstehen. Vielleicht hast Du aber noch etwas für den Leser mitzuteilen ?

 

Ein Teil meiner Arbeiten, vornehmlich die Strukturarbeiten laden ein, sie anzufassen. Dies ist möglich und so soll es auch sein und ist erlaubt !! Bitte mit sauberen Fingern, die danach auch wieder gereinigt werden sollten, da nicht alle Bilder aufgrund ihrer oberflächenintensiven Natur mit Lack versiegelt sind. Eine angemessene Form des Berührens versteht sich von selbst.

 

Also "fühlbare" Kunst. Ich darf mich bei Dir für das Interview bedanken und wünsche Dir weiter viel Freude und Erfolg bei der Kunst.. Zum Abschluss noch ein Bild von Dir.

 

Leben ... in Worten
Leben ... in Worten