KÜNSTLER-INTERVIEW mit Sylvia M. Dölger vom 2. Juli 2012


Hallo Sylvia ,ich freue mich, das Du Dir die Zeit für ein Interview mit koku nimmst. Nicht nur die Künstler wollen etwas mehr von Dir wissen, über Deine Arbeit, was Du denkst und fühlst, sondern auch die Kunstinteressierten wollen wissen, wer „hinter den Werken steht“.

 

Fangen wir mit einer grundsätzlichen Frage an. Gab es einen Anlass bzw. Anlässe für Deine Geschichten oder woher nimmst Du den Stoff ?

 

Meine Geschichten bestehen aus verschiedenen Elementen. Quellen für Ideen finden sich im täglichen Leben. Man muss nur die Augen und auch die Ohren offen halten. Das bedeutet, dass auch meine persönlichen Erfahrungen oder Berichte aus Medien mit in die Texte einfließen.

Das Meiste aber entspringt meiner Fantasie.

 

Wie lange schreibst Du an einem Buch?

 

Das ist ganz unterschiedlich. Meine beiden Romane sind jeweils im Schreibmarathon innerhalb eines Monats entstanden. Das ist aber nur die Rohmasse. Die Überarbeitung nimmt neben meinem Lehrerberuf mehrere Jahre in Anspruch.

 

 

 

 

 

 

Die aktuellste Kurzgeschichtensammlung des Anthologieforums „… und die Welt stand still …“, die drei meiner Geschichten enthält. Auch diese ist für einen guten Zweck bei amazon erhältlich.

 

Wie bist Du überhaupt zur Schriftstellerei gekommen ? Ist es erbliche Veranlagung, war es ein bestimmtes Ereignis ?

 

Dass mir das Schreiben Spaß macht, habe ich in einem Schreibkurs für Kreatives Schreiben festgestellt. Diesen habe ich besucht, um mich auf meinen Deutschunterricht vorzubereiten. Am Ende haben dann nicht nur meine Schüler gute Kurztexte verfasst. Seitdem schreibe ich regelmäßig, wenn die Zeit es zulässt.

 

Kunst ist zwar nicht koku, aber koku steht auch für Kunst. Wie bist Du zu kokugekommen ?

 

Auf koku bin ich durch das Anthologieforum aufmerksam geworden. (www.anthologieforum.de )

 

Hast Du bestimmte Vorbilder in der älteren oder neueren Literatur ?

 

In der älteren Literatur gefällt mir der Schreibstil von Hemingway, wobei ich natürlich auch die großen deutschen Schriftsteller sehr mag. Ganz aktuell gefällt mir der Schreibstil der Autoren Markus Zusak, Mats Wahl und Peter Stamm ausgesprochen gut. Aber ich lese auch gerne Debüts von noch eher unbekannten Autoren, wie zum Beispiel Florian Tietgen, dessen Jugendbuch „Helden“ mich sehr beeindruckt hat.

 

Fließt davon etwas bei Dir in Schreibstil oder auch in den Inhalt Deiner Werke ein und kannst Du dies eventuell an einem Beispiel verdeutlichen ?

 

Ich denke, dass jeder Autor seinen eigenen Stil entwickeln sollte. Dieser wird natürlich auch durch andere Schriftsteller beeinflusst. Das lässt sich gar nicht verhindern. Allerdings entsteht dadurch wieder ein neuer Stil. So ist es auch bei mir. Der Stil passt sich allerdings den Protagonisten an. Er muss stimmig zum Inhalt sein. Aus diesem Grunde sind meine beiden Romane und auch die Kurzgeschichten vom Schreibstil her recht unterschiedlich.

 

 

 

 

 

 

Cover der Anthologie „Nachtfalter und andere Kreaturen der Dunkelheit“, die bei amazon für einen guten Zweck erworben werden kann. Sie enthält drei meiner Kurzgeschichten.

 

Beschreibe doch Deinen Schreibstil etwas genauer.

 

Ui, das fällt mir schwer. Ich beziehe hier auf einige meiner Leser, die meine Sprache besonders authentisch finden. Die Geschichten wirkten echt. Ein größeres Kompliment kann man mir nicht machen.

 

-          Wo entstehen Deine Werke ?

 

Meine Geschichten verfasse ich meistens direkt auf meinem Laptop. Den Computern auf dem Schoß, mit dem Blick aus dem großen Erkerfenster auf den Main und ins Grüne, fließen die Sätze wie von alleine aufs Papier.

 

 

 

 

 

Ausstellung meiner Bücher im Fleur des Lys

 

 

 

 

 

Foto, das im Juni 2011 bei der „Lesung im Grünen“ im Fleur des Lys (Gelsenkirchen) aufgenommen wurde.

 

Gibt es bestimmte Themenbereiche, zudenen Du Dich besonders hingezogen fühlst ?

 

Mich interessieren Menschen und ihre Schicksale. Auch die Ursachen dafür, weshalb wir so sind wie wir sind und natürlich Lösungsansätze für problematische Situationen. Dabei stehen oft Familienkonstellationen im Vordergrund.

Es ist nicht die Fassade, die mich reizt. Erst wenn es ein wenig bröckelt, bleibt mein Blick haften.

 

Beeinflusst Dich die Umwelt, politische oder soziale Themen bei der Schriftstellerei, oder versuchst Du mit der Schriftstellerei einen Freiraum der Entspannung , des Abschaltens zu schaffen ?

 

Meine Geschichten sollen unterhalten und manche dürfen auch zum Nachdenken anregen. Es darf auch geschmunzelt werden. Soziale Themen beeinflussen mich dabei mehr als politische. Wichtig ist, dass der Leser nicht von außen auf eine Szene schaut – wie in den Nachrichten – sondern sozusagen mit Haut und Haaren in die Geschichte hineingezogen wird. Erst dann können Identifikation und Mitgefühl entstehen.

 

Es heißt immer wieder, Künstler wären Chaoten. Gerne wird dabei auf die Bilder aus Ateliers verwiesen, wo scheinbar niemand mehr etwas finden kann. Nun gilt dies wohl vornehmlich für die malende Zunft; gleichwohl die Frage an Dich: Wie steht es bei Dir damit ? Liegt Konzeptpapier zerstreut herum usw.?

 

Fragen Sie meinen Mann (lacht).

 

Ich werde darauf gerne darauf zurückkommen, hoffe nur, dass sich nicht auch Deine Schüler an ihn wenden (schmunzel). Aber wenden wir uns der Entwicklung Deiner Geschichten zu: Entwickeln sich Deine Geschichten während Du schreibst oder hast Du von Anbeginn an ein klares Konzept (eventuell eine Gliederung) ?

 

Den Anfang und das Ende habe ich meistens im Kopf bzw. sehe ich vor mir. Was dazwischen geschieht, da lasse ich mich auch gerne mal selbst überraschen.

 

Notierst Du Dir Gedanken zur Geschichte, die Dir eventuell beim Schreiben einfallen aber thematisch noch nicht passend sind, auf einem Papier um sie später zu erinnern ?

 

Für diesen Zweck habe ich einige Notizbücher. Da geht keine Idee verloren.

 

Was machst Du speziell  beruflich ? Du sagtest ja schon, daß die Lehrerin bist.

 

Ich bin Studienrätin an einer kaufmännischen Berufsschule und unterrichte Deutsch und Betriebswirtschaftslehre und alles, was dazu gehört. Die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern bereitet mir viel Freude und beschert mir manchmal auch eine Inspiration für die nächste Geschichte. (lacht)

 

Ist die Schriftstellerei für Dich neben der beruflichen Tätigkeit Entspannung oder quasi ein zweiter Beruf ?

 

Das Schreiben stellt eine sehr angenehme Abwechslung zum Lehreralltag dar. Noch dient es eher der Entspannung als meinem Konto. Ich engagiere mich als Autorin und Herausgeberin von Anthologien auch für Charity-Projekte.

Aber niemand, was die Zukunft bringt …

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Flyer kündigte eine Lesung in meiner Schule an. Es war ein wunderschöner Nachmittag mit vielen netten Gästen.

 

Du hattest vorhin davon gesprochen, was Dir aktuell an Literatur gefällt. Hast Du noch Zeit zu lesen (oder auch Lust Literatur Dritter zu lesen) oder Musik zu hören ?

 

Musik kann ich wunderbar während des Lesens und Schreibens genießen. Zum Lesen muss immer Zeit vorhanden sein. Das gehört zu meinen liebsten Freizeitbeschäftigungen, wobei ich spannende Bücher kaum noch aus der Hand lege und alles um mich herum vergessen kann.

Beinahe genau so viel Zeit verbringe ich mit dem Lektorieren von fremden Texten. Der Austausch im Internet (z.B. in Foren) beruht auf Gegenseitigkeit und ist für mich ebenso wichtig wie das Schreiben selbst. Denn nur so kann ich weiter dazu lernen.

  

Und wessen oder welche Musik hörst Du am liebsten ?

 

Ich und ich, Milow, Katie Melua, Bob Dylan, Nora Jones u.v.m.

 

Hast Du einen Liebingsmaler, gegebenenfalls wen.

 

Van Gogh, Claude Monét

  

Bei koku2012 wird es auch Musik und Lesungen geben. Wirst Du selbst anwesend sein und ausstellen bzw. „lesen“ ?

 

Ich werde voraussichtlich (Absprache erfolg noch) aus meinem Jugendbuch „Zum Teufel mit Barbie!“ und einige Kurzgeschichten vorlesen. Ende des Jahres erscheint eine Anthologie aus dem Genre Dystopie. Die Teilnahme war eine völlig neue Erfahrung für mich. Aus diesen Geschichten würde ich gerne lesen.

 

Was hältst Du von der Idee, ein Künstlerfestival über eine ganze Region zu veranstalten und  was erwartest Du davon und dort ?

 

Das ist eine sehr innovative Idee, die mit Sicherheit viel Arbeit bereitet. Hut ab für die Veranstalter. Ich bin offen für neue Erfahrungen, Kontakte und zwei nette Tage.

 

Was erhoffst Du Dir von der Zukunft und welche Pläne hast Du selbst geschmiedet ?

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Zukunft schlecht planen lässt, und lasse mich gerne überraschen.

  

Worauf kommt es Dir im Leben an ?

 

Sich selbst treu zu bleiben.

 

 

 

 

 

 

Das Cover meines Romans „Zum Teufel mit Barbie!“, das demnächst als eBook erhältlich sein wird und aus dem ich beim koku vorlesen werde.

 

Dieser Roman wird jetzt neu erscheinen (ganz aktuell) bei chichilly als Ebook. 

Kann sich ein Leser oder auch potentieller Leser an Dich wenden ?

 

Gerne. Der Austausch mit Lesern ist mir sehr wichtig. Das Internet bietet hier tolle Möglichkeiten.

Ihr könnt mich jederzeit auf meiner Homepage www.schwarz-trifft-weiss.de besuchen. Auf Facebook habe ich eine Autorenseite eigens zu diesem Zweck eingerichtet: http://www.facebook.com/Autorin.Sylvia.Doelger . 

 

Signierst Du auf Wunsch auch Deine Bücher ?

 

Nichts lieber als das.

 

Mithin sollte der Leser im September die Gelegenheit nutzen und sich ein Werk von Dir signieren lassen.

 

 

 

Eine besonders schöne Verkauferfahrung durfte ich im Dezember 2010 auf dem Weihnachtsmarkt in Freudenberg am Main erleben. Nicht nur die Atmosphäre war sehr schön, sondern die Menschen auch in Kauflaune.

 

Ich denke, der Leser hat nun einen Eindruck von Dir gewonnen und kann Deine Werke auch besser verstehen und hat insbesondere Gefallen an ihnen gefunden. Für das Interview darf ich mich bedanken und wünsche Dir weiter viel Freude und Erfolg bei der Schriftstellerei.