KÜNSTLER-INTERVIEW mit Robert Zink am 5. Oktober 2011


 

 

 

Hallo Robert, schön, dass Du dich bei koku2012 engagierst. – Wie bist Du auf  koku 2012 aufmerksam geworden?

koku2012 war der Funken den die Glut in mir benötigte wieder ein Feuer zu entfachen. Durch meine beruflichen Belastungen  konnte ich in den vergangenen Jahren nur selten meinen künstlerischen Neigungen nachgehen. Gleichwohl wuchsen ständig neue „Bilder“ in mir – aber mir fehlte die Zeit diese zu realisieren. Durch eine berufliche Veränderung entstanden Freiräume – und der Hinweis durch eine befreundete Künstlerin an die Organisatoren von koku2012 mich anzusprechen, entfachte das Feuer erneut.

 

 

Wärmende Glut
Wärmende Glut

 

Feuer ist auf der einen Seite ein zerstörendes Element, auf der anderen Seite stellt es ein wärmendes Bild dar, wir fühlen uns wohl und genießen das Ambiente – ein schönes Bild. Doch was bedeutet das für Dich, mit welchen Werkzeugen arbeitest Du?

Fürwahr, Feuer trägt ein überaus zerstörendes Element in sich – aber auch aus den Resten kann Neues erwachsen. Nicht alles verbrennt, wird zu Asche, am Rande bleibt etwas liegen, verkohlt aber nicht verbrannt. Kohle – daraus können Traumbilder entstehen und Realität werden. Viele meiner Bilder habe ich mit einem Stück Kohle gezeichnet. Kohle, brüchig und auf Papier und Leinwand flüchtig – ein Strich, eine Handbewegung, ein Abrieb und die zuerst kräftige, dunkle Linienführung ist nur noch ein Hauch von „Nichts“, einem Schatten gewichen. – Daneben arbeite ich mit dem Bleistift. Er gibt mir die Möglichkeit der fließend weichen Übergänge, die ich in meinen Kohlezeichnung nicht derart fein ausarbeite. Darüber hinaus habe ich zahlreiche Bilder in Tusche ausgeführt – zum Teil fast als Scherenschnitt, scharfe Konturen, auf der anderen Seite filigrane Strukturen.

 

 

Gibt es noch andere Werkzeuge denen Du dich bedienst?

Neben den graphischen „Werkzeugen“ bediene ich mich der Mittel der Photographie und der Collage wie auch (jedoch weitaus seltener) verschiedenen anderen Materialien, wie z.B. Holz (Design von Gebrauchsmöbel und Skulpturen). Die Photographie begleitet mich seit den 80er Jahren. Seinerzeit noch analog mit einer Voigtländer Vito B und eigenem Photolabor bis hin zur digitalen „Neuzeit“ heute.

 

Holzständer (verschiedene Holzarten) und Bleistiftzeichnung "Balletto"
Holzständer (verschiedene Holzarten) und Bleistiftzeichnung "Balletto"

 

Mit welchen Themen beschäftigst du Dich?

Es gibt keine thematischen Einschränkungen. Ich bin dankbar für alles was ich erleben darf – und teile mit meinen Bildern gerne diese Dankbarkeit mit anderen. Gleichzeitig liebe ich es um die Ecke zu denken, Analogien zu schaffen, wo auf den ersten Blick keine vorzuliegen scheinen, Dinge auf einer Ebene zu hinterfragen, an der sich bereits manch Betrachter im ersten Moment irritiert fühlt.

 

100 Augenblicke (Photocollage)
100 Augenblicke (Photocollage)

 

Um die Ecke denken? – was meinst Du damit?
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Dies kann inhaltlicher wie auch konstruktiver Natur sein. Ich habe eine große Bewunderung für das Werk des Graphikers M.C. Escher und führe mit einigen Zeichnungen die Betrachter meiner Bilder in reale irreale Welten. – Der Betrachter nimmt z.B. vier Stühle wahr und schlendert zum nächsten Objekt. Nach einiger Zeit kommt er zurück und betrachtet sich das Bild erneut und fängt an seinem „Verstand“ zu erklären, an welchen Bildpunkten er zuvor „hängen geblieben“ ist. – Ein Moment der Beobachtung (von Betrachtern) dem ich einige, wenige Male beiwohnen durfte. – Der schönste Moment, wenn man als Bildschaffender die Auseinandersetzung des Betrachters mit dem eigenen Werk wahrnehmen darf.

 

 

Gleichwohl liebe ich es Analogien herzustellen – die vordergründig nicht unmittelbar einen Sinn erschließen lassen. Zum Beispiel eines meiner jüngeren Werke „Zwei Schnecken auf dem Weg nach Vorgestern“ – eine Kombination aus einer dreidimensionalen Skulptur und einem eindimensionalen Foto. Ausgangspunkt war die Fotografie – verbunden mit dem Titel „Zwei Schnecken ...“ habe ich versucht das „Vorgestern“ in der „Zukunft“ abzubilden und die Vergänglichkeit offen zu legen. Herausgekommen ist eine Skulptur aus eben dem fotografierten Kieselstein mit zwei Schneckengehäusen (jedoch ohne Schnecken) auf einem durch Wurmfraß im Sockel beschädigten, aber am Kopfende fein geschliffenen Eichenbalken. – Ich habe mit diesem Werk die „Liebe“, die „Vergänglichkeit“, den „Verfall“, aber auch die „Beständigkeit“ einzufangen versucht.

 

 

Wie findest Du deine Motive?

Ich habe eine Vielzahl von Themen und Bildern in meinen Gedanken gespeichert und hole mir meine Anregungen aus der Beobachtung meines Umfelds. Manchmal warte ich nur auf den geeigneten Moment, zeitweise versuche ich die Rahmenbedingungen für eben dieses Bild zu schaffen oder ich skizziere meine Gedanken und übersetze dies später in eine Zeichnung, eine Collage oder gar in eine meiner selteneren, figürlichen Darstellungen.

 

 

Welche Materialien bevorzugst Du?

Am liebsten eine Photocamera (analog wie digital), etwas angerauhtes Zeichenpapier, einen Kohle- oder Bleistiftgriffel, etwas Tusche – und ein Zeitfenster, in dem ich mich auf das Bild einlassen und mich dem pulsierenden Leben um mich herum für einen Moment entziehen kann.

Welches sind die Schwerpunkte in deiner Kunst?

 

 

Mein Schwerpunkt ist unbestritten die Freude am „Augenblick“. Darüber hinaus gibt es Bilderzyklen in denen ich mich thematisch mit einem Aspekt intensiver auseinandersetze, wie z.B. „Rosen“, „Des Menschen Hülle“, „Hände“, „Akte“.

 

 

Was bedeutet die Kunst für Dich persönlich?

Ich sehe meine Bilder als Mittel dem Betrachter mit schönen Momenten etwas Freude zu schenken, wenn auch zum Teil mit Hintergedanken, ihn auf eine kurze Reise mitzunehmen, die Gedanken schweifen zu lassen, zu träumen – Neues anzuregen. Gleichwohl sind meine Bilder Ausdruck meiner Dankbarkeit, dass ich diesen eingefangenen Moment erleben durfte und, neben meinen Leidenschaften für das Musizieren und Tanzen, der Vergänglichkeit etwas „bleibendes“ entgegenzusetzen.

 

 

Welche Künstler und/oder Kunstrichtungen begeistern Dich?

Mich begeistert der „eingefangene“ Augenblick, die Farbkomposition, das „Grobe“, das „Schlichte“, das „Detail“ ... – wenn das Bild mich innerlich anspricht, ist es für mich wertvoll. Und dabei ist es mir völlig egal, ob das Werk von Pablo Picasso, Edith Gracin oder Gerhardt von Reutern, ... stammt, dem Stil der Impressionisten, der „Blauen Reiter“, dem Realismus, ... entlehnt oder zugeordnet ist. Andere Betrachter mögen eine differente Meinung zu diesen Bildern haben – und das ist gut so. Die Einschätzung und Wahrnehmung von Kunst als solche ist m.E. sehr subjektiv. Und dies gilt es weiter zu pflegen. Denn alles andere kann mißbräuchlich verwendet werden. – Doch unabhängig dessen habe ich eine Vorliebe für das Werk von Vicent van Gogh, Marc Chargall und M.C. Escher.

Wo werden Deine Werke im Rahmen von koku2012 zu sehen sein?

Ich werde zusammen mit Birgit Albert, Christina Block, Elke Bührig-Blumenröther/Tamarelke, Jutta Buß, Michel Jacot, Petra M. Jansen, Hannelore de Keyser, Elfrun Kroehl/elfenArt, Robert Linke sowie Gerhard Menzer im mikroforum Wendelsheim unsere Werke, unsere Kunst präsentieren. Völlig unterschiedlich arbeitende Künstler in einem hightech-Zentrum. Das verspricht Spannung, Gegensätze, Anregungen, Beziehungen (eben zum um die Ecke denken), ...

 

 

Hast Du oder habt ihr ein Rahmenprogramm bei koku2012 vorgesehen?

Wir erarbeiten ein solches just. Soviel sei zum jetzigen Zeitpunkt bereits verraten – es wird neben bildlichen Werken, Skulpturen, Installationen auch Tanzvorführungen und Workshops geben. Den genauen Ablauf werden wir rechtzeitig vor der Vernissage (u.a. auf der Homepage von koku2012) veröffentlichen.

 


Was erwartest du von koku?

Ich erwarte wenig und erlebe viel – Am Anfang war die Skepsis, was verbirgt sich dahinter, ... – Diese wich sehr schnell mit der Erkenntis ein „Rädchen“, ein Teil des Ganzen in einem großen Projekt zu sein, dass mit einer Vielzahl an Künstlern, Kunstrichtungen, Ausprägungen und Ausstellungsorten zum gleichen Zeitpunkt überzeugt.

Was planst Du in näherer Zukunft ?

Mich wesentlich intensiver wieder mit dem Zeichnen zu beschäftigen, denn mein Speicher ist prall gefüllt.


Hast du neben koku2012 eine weitere Ausstellung in Vorbereitung? Kann man deine Bilder noch an anderer Stelle sehen?

 

 

Bislang konzentriere ich mich auf koku2012 und bin für weitere Anregungen offen. Unabhängig dessen kann man, bis eine eigene Homepage folgt, einen Teil meiner Bilder auch unter

www.mygall.net/robertzink,

www.artflakes.com/de/shop/robert-zink oder unter

http://de.artring.net/00,79346,00.html sehen.

 

Vielen Dank für das Interview.

Vielen Dank an die Organisatoren von koku2012 – toll, dass Ihr dieses Projekt ins Leben gerufen habt.